Rezension: Adrian Schwartz – Der Torso

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In einem kleinen Dorf nahe Berlin ist es eigentlich ganz ruhig. Nur wenig ändert sich an der täglichen Routine der Dorfbewohner. Treffpunkt für den täglichen Austausch aller Art von Tratsch und Klatsch ist die örtliche Bäckerei. Die Frauen des Dorfs, jede mit ihren eigenen kleinen Problemen beschäftigt, nutzen den Vormittag zum besprechen aller möglichen Gerüchte. Im Fokus steht dabei die verschwundene Anna Paschlon, die seit einiger Zeit vermisst wird. Schnell ist der Junggeselle Hermann Landsknecht, bei dem die junge Anna vor ihrem Verschwinden öfter gesehen wurde, in den Mittelpunkt der Gerüchteküche gerückt. Allerdings scheint es auch nicht unmöglich, dass das Mädchen weggelaufen ist, da ihre Mutter selbst mit allerlei Problemen zu kämpfen hatte.

Da die Suche nach Anna erfolglos geblieben ist, gibt man die Hoffnung bereits auf, dass sie jemals gefunden wird, wenn sie nicht gefunden werden will. Bis plötzlich Ulla Markowitz, eine der aktivesten Personen der Tratschrunde, ermordet in einem nahegelegenen Waldstück aufgefunden wird. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich allerdings schwierig und plötzlich verschwinden noch zwei weitere Frauen die regelmäßig Teil der morgendlichen Treffen waren.

Das ruft dann auch die Polizei wieder auf den Plan, doch keiner der Dorfbewohner oder der Polizei ahnt welch schlimmes Schicksal tatsächlich hinter dem Verschwinden von Anna Paschlon steckt.

Der Torso von Adrian Schwartz ist ein ungewöhnlicher Thriller. Er ist aus einer völlig anderen Perspektive erzählt wie dies sonst üblich ist. Der Leser erfährt die Geschichte um Anna Paschlon durch die Gespräche der Dorfbewohner und die Gerüchte die es um das Verschwinden des Mädchens gibt. Dabei wird keine der Figuren als zentrale Erzählerfigur gewählt, sondern man erfährt von jedem nur ein bisschen. Das macht es bei der Anzahl der Figuren auch etwas schwierig zu verstehen wer wer ist und was die Motive hinter deren Interesse ist. Das Einstreuen der Vergangenheit von Hermaphrodite, die die Zeit unter Hitler überlebt hat, ist noch das einzige das etwas Hintergrundinformation über einen der Charaktere bietet. Allerdings wurde mir der Sinn und Zweck dieses Seitenstranges nicht ganz deutlich. Auch das Verschwinden der beiden Frauen gegen Ende des Buches ist etwas verwirrend, da es mir teilweise so erschien, als hätte der Autor die Gemütslagen der beiden Frauen unabsichtlich gewechselt, sodass mir nicht wirklich klar war wer nun die nervenstarke und rational denkende Person ist. Auch der Hintergrund des Mordes an Ulla Markowitz wird nicht wirklich beleutet.

Das Ende des Buches ist dann wirklich spannend, allerdings auch abrupt zu Ende. Die Motive des Täters und das Vorgehen und die Hintergründe der Tat bleiben für den Leser weitestgehend verborgen. Die Beschreibung zum Schluss ist wirklich nervenaufreibend und sicherlich nicht für jeden geeignet.

Das Buch einzuschätzen ist wirklich schwierig. Trotz der teilweise verwirrenden Wechsel zwischen den Charakteren und den Seitensträngen, die nur schwierig in das Hauptgeschehen einzuordnen sind, ist doch ein Spannungsbogen da, der mich das Buch bis zum Ende hat lesen lassen. Die gewählte Art die Geschichte über die Gerüchteküche zu erzählen wird mit Sicherheit den ganz konservativen Thrillerfans nicht besonders gut gefallen. Allerdings ist es ein kreativer Ansatz, den ich persönlich nicht so schlecht finde.

Wer einem unbekannten Autoren eine Chance geben will, der sollte sich “Der Torso” zulegen. Es ist sicherlich ein kurzweiliges Lesevergnügen, das polarisieren wird.

VÖ: bereits erhältlich
Verlag: Selfpublisher
Printseiten: 148

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Format: eBook
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