Interview: Dania Dicken (inklusive Gewinnspiel)

Dania_Dicken

Als ich das Blog neu gestartet habe, habe ich euch erzählt, dass ich auch immer mehr unbekannte Autoren vorstellen möchte. In Zeiten von immensen Marketing-Budgets und ausgeklügelten Kampagnen, ist es auf dem schier unüberblickbaren Markt von Büchern und eBooks nur schwer möglich das Gute von dem Schlechten zu trennen.

Gerade wenn hinter den Veröffentlichungen nicht ein großer oder kleiner Verlag steht, sondern der Autor alles komplett im Alleingang durchzieht, ist es schwierig sich am Markt zu etablieren und die Leser auf seine Bücher aufmerksam zu machen.

Zu dieser Kategorie Autoren gehört auch Dania Dicken. Sie ist zwar kein Neuling mehr im Publishing-Geschäft, übernimmt aber alles komplett selbst. Bereits 2004 beginnt sie mit ihrem ersten Buch, das 2005 veröffentlicht wurde und sich im Bereich Fantasy ansiedelt.

Mit “Am Abgrund seiner Seele” erscheint nun am 27.10.2014 das Auftakt-Buch zu einer ganzen Reihe von Thrillern rund um die Studentin Andrea und ihre Freunde. Ich durfte mir das Buch vorab bereits anschauen und bin begeistert.

Vor Erscheinen des Buches und meiner Rezension habe ich mit der Autorin ein Interview für euch durchgeführt.

GEWINNSPIEL: Dania war so freundlich mir ein paar Bücher zur Verlosung zur Verfügung zu stellen. Wenn ihr ein Print-Buch oder eines von drei eBooks gewinnen wollt, dann müsst ihr nur einen Kommentar oder einen Like beim entsprechenden Beitrag auf meiner Facebook-Page hinterlassen und schon nehmt ihr teil!

 

Dania Dicken
Dania Dicken

ThrillerKiller (TK): Seit wann schreibst du und in welchen Genres bewegst du dich?

Dania Dicken (DD): Mein erstes Buch habe ich im Alter von zehn Jahren begonnen. Das war ein Kinderkrimi, den ich noch handschriftlich verfaßt habe. Über sozialkritische Texte bin ich erst zur Fantasy gekommen und habe später begonnen, Psychothriller zu schreiben. Es ist spannend, sich auf neue Genres einzulassen, denn jedes Genre erfordert einen anderen Stil und eine andere Erzählweise. Das Schreiben begleitet mich also schon sehr, sehr lange und wird auch immer ein Teil von mir sein.

TK: „Am Abgrund seiner Seele“ erzählt die Geschichte einer deutschen Studentin, die nach dem Tod ihrer Eltern ihr Studium in England fortführt. Welchen Bezug hast du zu England und wieso hast du die Handlung dort angesiedelt?

DD: Ich liebe die englische Sprache und bin seit meiner Jugend schon oft in Großbritannien gewesen. Dort habe ich mich immer sehr zu Hause gefühlt. Die Entscheidung, meinen Thriller in England spielen zu lassen, war aber zuerst eine sehr pragmatische. In Deutschland gibt es nur knapp über 60 Profiler, davon drei oder vier Psychologen und die übrigen sind erfahrene Kriminalbeamte mit entsprechender Zusatzausbildung. In Deutschland heißen sie ja auch eigentlich nicht Profiler, sondern Fallanalytiker. Dieses Setting bot mir aber nicht die Möglichkeiten, die ich mir gewünscht habe. Aus England weiß ich jedoch, daß etwa der Psychologe Paul Britton, der im Buch auch genannt wird, die britische Polizei bei mehreren Kriminalfällen psychologisch beraten hat. Genau das habe ich mir für meine Heldin auch gewünscht und habe deshalb beschlossen, die Handlung in England anzusiedeln. Allerdings fand ich es sinnvoll, meiner Heldin deutsche Wurzeln zu geben, um eine Brücke zu schlagen.

TK: Wieso hast du gerade das Thema Profiling als zentralen Aspekt für den Thriller gewählt?

DD: Schon vor Jahren hat mich die Möglichkeit fasziniert, mittels psychologischer und forensischer Methoden ein Täterprofil bei bestimmten Arten von Verbrechen erstellen zu können. Mich hat immer interessiert, wie genau das funktioniert, aber obwohl die Unterhaltungsindustrie sich dem Thema schon oft gewidmet hat, vermittelt nicht jedes dieser Bücher oder dieser Filme wirklich einen Eindruck, wie das geht. Ärgerlich fand ich beispielsweise eine der ersten Szenen im Film „Mindhunters“, in der die Profiler sehr plakativ anhand von Äußerlichkeiten auf Charakterzüge der beschriebenen Frau schließen wollen. Das hat mit der echten psychologischen Disziplin wenig zu tun. Weitaus besser ist das etwa im Film „Copykill“ gelungen – oder im Klassiker „Das Schweigen der Lämmer“. Meine Recherchen haben mir auch gezeigt, wie gut die Fernsehserie „Criminal Minds“ eigentlich recherchiert ist.
Deshalb hat es mich immer gereizt, mich dem Thema selbst einmal schriftstellerisch zu widmen und nach Beginn meines Psychologiestudiums hatte ich auch das nötige Handwerkszeug, um wissenschaftlich fundiert die Methoden des Profilings darstellen zu können. Sehr empfehlenswert in dieser Hinsicht sind übrigens auch die Romane des australischen Thrillerautors Michael Robotham.

TK: Du hast also selbst Psychologie studiert?

DD: Ja, richtig. Sobald ich die Methoden und Denkweisen dieser wissenschaftlichen Disziplin verinnerlicht hatte, habe ich mich getraut, Psychologie und Profiling zum Thema meiner Psychothriller zu machen. In dieser Hinsicht besonders nützlich war ein gesondertes Seminar zum Thema Profiling, das ich noch während des Schreibens besucht habe. Für mich war es eine besondere Herausforderung, die wissenschaftlichen Aspekte so herauszustellen, daß sie zwar absolut korrekt dargestellt werden, es aber für den Leser immer noch spannend bleibt. Ich wollte einen Roman schreiben, in dem man wirklich erfährt, wie Profiler arbeiten.

TK: Ich finde es sehr spannend, dass deine Protagonistin Andrea selbst noch Studentin und keine fertig ausgebildete Ermittlerin ist, als sie die Polizei das erste Mal unterstützt. Wieso hast du diesen ungewöhnlichen Ansatz gewählt?

DD: Ich hatte von Anfang an geplant, eine ganze Thriller-Reihe zu schreiben. Andrea steht immer im Fokus und ich wollte ganz bewußt anfangs keinen erfahrenen Profi-Ermittler. Ich habe mich dafür entschieden, sie im ersten Teil noch Studentin sein zu lassen, damit der Leser mit ihr gemeinsam in die Wissenschaft eintauchen kann. Beim Schreiben war ich außerdem damals selbst noch Studentin und wollte nicht nur ein Umfeld wählen, das ich glaubhaft darstellen kann, sondern fand das Setting am Campus spannend und abwechslungsreich.

TK: Glaubst du, dass das in der Realität ebenfalls möglich wäre – Eine Studentin, die der Polizei so intensiv zur Seite steht und als psychologische Beraterin fungiert?

DD: Das ist eine Frage, die ich mir beim Schreiben auch immer gestellt habe. Daß Psychologen die Polizei beraten, ist nicht ausgeschlossen, wie das Beispiel Paul Britton beweist. Und um meinem eigenen Anspruch an Realismus gerecht zu werden, habe ich es so gestaltet, daß Andreas Hilfe inoffiziell passiert. Es ergibt sich mehr oder weniger aus der verfahrenen Situation heraus, daß die Polizei einfach nicht weiterkommt, Andrea sich in dem Bereich aber auskennt – und so kommt eins zum anderen.

TK: Hast du denn schon Ideen für die Nachfolge-Bände deiner Thriller-Reihe?

DD: Um ehrlich zu sein, ist fast die ganze Reihe bereits fertig auf meiner Festplatte gespeichert. Da der erste Teil bereits aus dem Jahr 2009 stammt, hatte ich eine ganze Weile Zeit, die Fortsetzungen zu schreiben. Es gab so viele psychologische Phänomene, die ich gern zum Thema einer Romanhandlung machen wollte: das Stockholm-Syndrom, multiple Persönlichkeiten, paranoide Schizophrenie oder Stalking. Besonders nah ist mir der sechste Teil gegangen, „Das halbe Leben Dunkelheit“. Darin geht es um ein Mädchen, das ein ähnliches Schicksal erleiden mußte wie Natascha Kampusch. Das war eine echte Herausforderung, aber ich bin bis heute stolz auf das Ergebnis.

TK: Die Themen-Auswahl klingt äußerst interessant. Hast du schon einen Plan in welchem Zeitraum die Folgebände erscheinen sollen?

DD: Ich halte es für realistisch, alle zwei bis drei Monate ein Buch veröffentlichen zu können. Der direkte Nachfolger „Armes reiches Mädchen“ kommt entweder vor oder nach Weihnachten, das muß ich noch sehen, und „Ihre innersten Dämonen“ könnte Ende Februar oder Anfang März erscheinen.

TK: Du hast dich dafür entschieden, deine Bücher im Selfpublishing zu veröffentlichen. Auf welchen Plattformen kann man deine Bücher kaufen?

DD: Meine ebooks sind zur Zeit auf allen gängigen Plattformen erhältlich , z.B. Thalia und iTunes. Bei Amazon biete ich neben den ebooks auch die Printversionen an.

TK: Welche Schwierigkeiten ergeben sich deiner Erfahrung nach als Selfpublisher?

DD: Man hat nicht die Reichweite, die man als Autor in einem Verlag hätte. Wobei man da ehrlicherweise sagen muß, daß die echte Reichweite auch erst in den Publikumsverlagen kommt und das auch nur dann, wenn diese ausreichend Werbung machen.
Ist man Selfpublisher, bleibt alles an einem selbst hängen – und die Werbung ist ja eigentlich erst der letzte Schritt. Davor kommen, neben dem Schreiben natürlich, die Überarbeitung, das Layouten, der Coverentwurf, man muß das Buch überall selbst verfügbar machen … das ist sehr viel Arbeit. Man sieht sich auch immer der Frage gegenüber, was man selbst leisten kann und was man gegen Geld einem Profi überlassen sollte. Als Tochter eines Grafikdesigners hatte ich immer gute Möglichkeiten hatte, meine Bücher und Titelbilder selbst zu gestalten und zu layouten. Das erleichtert die Sache und macht mir sehr viel Spaß.

TK: Aber warum die Mühe und nicht alles einem Verlag überlassen?

DD: Wie anstrengend Selfpublishing ist, habe ich schon 2005 erfahren. Deshalb habe ich mich später auf die Suche nach einem guten Literaturagenten gemacht. Ich hatte auch bald eine gute Agentur gefunden, aber die Vermittlung an die Verlage stellte sich als überraschend schwierig heraus. Ich habe oft die Rückmeldung erhalten, Andrea wäre als Studentin ungewöhnlich jung, man würde sie sich als ältere und erfahrenere Ermittlerin wünschen. Ich hatte sogar begonnen, die Reihe umzuarbeiten und einen der späteren Fälle voranzustellen, so daß Andrea der Profi gewesen wäre, den die Verlage sich gewünscht haben – und der sie ohnehin später wird. Das Ergebnis hat mich allerdings nicht überzeugt, vor allem deshalb, weil ich nicht eine Ermittlerin wie all die anderen haben wollte. Da würde ich mir seitens der Verlage mehr Mut wünschen, denn ansonsten fanden sie mein Buch toll.
Insofern war es eine folgerichtige Entscheidung für mich, es doch wieder als Selfpublisher zu versuchen – und was soll ich sagen, der vielbeklagte Marktriese Amazon bietet einem Autor eigentlich alles, was er braucht. Bislang habe ich die Entscheidung nicht bereut.

 

Vielen Dank Dania für das nette Interview. Mehr über Dania Dicken könnt ihr unter http://www.blog-und-stift.de erfahren.

Zum Buch bei Amazon geht es hier entlang:

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